Geschichte

Als traditionsreiche Familienbrennerei sind wir fest in Ostwestfalen verwurzelt und haben unsere Herkunft stets im Blick behalten. Bis heute existiert ein in Schweinsleder gebundenes Kontorbuch, in das der Unternehmensgründer Johann Anton Kisker die ersten Eintragungen vornahm. Das war im Jahre 1732. Seit Beginn zeichnet jede Generation den Geschäftsverlauf des Hauses auf. Unsere lange Geschichte sowie die Erfahrungen der Vergangenheit sind für uns die beste Grundlage, um uns in die Zukunft zu führen. Und darauf kommt es an.

8. Generation 1951 bis heute

Carl Eduard Cornelius Kisker

Unser derzeitiger Geschäftsführer Cornelius Kisker hatte bereits in den Jahren 1978/79 neben einer Tätigkeit außerhalb des Unternehmens, die Planung und den Bau des heutigen Betriebes im Haller Ortsteil Künsebeck übernommen. Er trat im Jahr 1986 als Prokurist vollberuflich in die Firma ein und wurde 1993 weiterer Geschäftsführer, seit 2003 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Neben Cornelius Kisker sind zwei seiner Brüder über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft Eigentümer der Firma Wilhelm Kisker. Seit 1993 ist das Werk in mehreren Bauabschnitten zuletzt im Jahr 2020 zur heutigen Größe erweitert und um den von einem externen Spediteur betriebenen Logistikkomplex ergänzt. Aktuell stehen über 20.000m² Produktions- und Logistikfläche in den Hallen zur Verfügung.

7. Generation 1914-2001 & 1919-2003

Wilken Christoph Kisker (10/1914 - 4/2001) Herbert Kisker (12/1919 - 2/2003) 

Als erster der Brüder kehrte Wilken in den letzten Kriegstagen im Sommer 1945 nach Halle zurück. Hier fand er ein Chaos vor. Die englischen Besatzer hatten sein Elternhaus als Kommandantur beschlagnahmt. Da der Vater sich gesundheitlich nicht mehr in der Lage fühlte, die Situation zu meistern, übergab er seinem Sohn die Leitung der Firma. So nahm Wilken Chr. Kisker tatkräftig die Arbeit auf, obwohl er von seiner Ausbildung her für das Textilgewerbe vorgesehen war. Er verwaltete den Mangel, organisierte Lebensmittel, Kohlen und alle Hilfsstoffe für die Fabrikation. Schnaps war als Tauschwährung sehr begehrt. Bruder Herbert wurde erst im Februar 1948 aus englischer Kriegsgefangenschaft auf der Isle of Man entlassen. Er erlernte in der Brennerei Hullmann im oldenburgischen Etzhorn das Handwerk. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1952 leiten die Brüder den Betrieb arbeitsteilig. Wilken Christoph übernahm den Verkauf und die Verwaltung, Herbert kümmerte sich um den Einkauf und die Technik. 


Im Jahr 1955 wurde die Steinhagener „Brennerei Zum Fürstenhof" erworben, in der fortan „Echter Steinhäger“ produziert wird. Der Betrieb in Halle wuchs und benötigte mehr Platz. Zuerst wurde die Landwirtschaft auf einen dazu gekauften und ausgebauten Hof umgesiedelt. Damit konnte die Remise als Lagergebäude genutzt werden.  Der Um- und Ausbau der alten Tabakfabrik 1960 für die alkoholfreien Produkte in der damals üblichen Stahl-Beton-Glas-Architektur schuf Raum für neue Produkte wie eine Konzession für die Abfüllung von „Florida Boy“ und natürliches Mineralwasser aus dem „Lindenbrunnen“. Der Absatz von „Haller Baum“, später „Wacholder“, wuchs von Jahr zu Jahr. Die Nachfrage nach Apfelkorn schuf immer neue Rekordmarken. Steinhäger war bundesweit gefragt. Aber mit dem Boom kamen auch die Probleme. Die Firma arbeitete mitten im Ort in teilweise denkmalgeschützten Gebäuden. Planungen zum Ausbau der alkoholfreien Sparte scheiterten daran, aber auch an der begrenzten Schüttung des Mineralbrunnens, die Erschließung eines weiteren Brunnens war leider erfolglos. Die Kiskerstraße musste zum Be- und Entladen der LKW benutzt werden - verschiedene Behörden legten Einsprüche gegen die Lärm- und Geruchsemissionen ein. 


Auf einer Restfläche des 1926 verkauften Bauernhofes im Haller Ortsteil Künsebeck sowie einer käuflich erworbenen Nachbarfläche von insgesamt 42.000 m² wurde ein neuer Betrieb konzipiert. Probebohrungen ergaben, daß dort entgegen der Meinung von Geologen Mineralwasser nicht zur Verfügung stand. Deshalb wurde der alkoholfreie Bereich geschlossen und die Marke „Lindenbrunnen“  verkauft. Im Jahr 1979 erfolgte nach 12monatiger Bauzeit der Umzug der Spirituosenabfüllung ins neue Werk, die Brennerei folgte 1981 in einem zweiten Bauabschnitt. Die Verwaltung bezog das auf der anderen Seite der Kiskerstraße gelegene Wohnhaus Eduards II. von 1865 und erhielt so die Adresse "Kiskerstraße 1". Nun konnte das historische Areal in Halle aufgegeben werden. Die Stadt Halle entwickelte daraus unter Teilabriss und Sanierung der denkmalgeschützten Bausubstanz das heutige Bürgerzentrum. Im Jahr 1982 konnte in der neuen Fabrik das 250. Firmenjubiläum gefeiert werden.

6. Generation (1879 - 1952)

Eduard Kisker

Als Eduard 25jährig im Jahr 1904 in die Firma eintrat, hatte er sich in der Tabakbranche bereits gründlich umgetan. Stationen der Ausbildung waren unter anderem ein Rohtabakhandel in Mannheim, eine Zigarrenfabrik in Bünde sowie ein Aufenthalt in Amsterdam zur Pflege alter und Aufnahme neuer Kontakte. 1903 schickte ihn der Vater sogar nach Amerika. Eduard lernte New York kennen, reiste durch Virginia und Kentucky und sah auf den Tabakplantagen, was ins Kiskersche Sortiment etwa als „feiner goldgelber Virginie-Seestern-Feinschnitt“ Eingang fand. Mit dem Siegeszug der Zigarette sank die Nachfrage nach Tabakprodukten. Der erste Weltkrieg ließ den Bedarf zwar aufleben, doch die Nachkriegs- und Inflationszeit zwang ihn schließlich 1926 zur Aufgabe der Tabaksparte.

 

Die Modernisierung und Vergrößerung der Alkohol- und Spirituosenherstellung - auch darin hatte Eduard Kisker eine gründliche Ausbildung - stand aber lange schon im Vordergrund. Außerdem bauten er und seine Frau Martha (geb. Niemöller aus Gütersloh) 1912 ein neues villenartiges Wohnhaus. 1923 verfügte die Firma über eine gewerbliche, eine landwirtschaftliche und eine Genossenschaftsbrennerei, über eine Reinigungsanstalt, eine Destillation und eine Likörfabrik. Auf dem Colonat (Gut) in Künsebeck wurden bei Kriegsende 1918 immerhin noch 28 Stück Rindvieh, zwei Zugochsen, sieben Pferde und einige Schweine gehalten. In den folgenden Jahren wurde der Hof erheblich vergrößert, um Brenngetreide aus eigener Erzeugung zu haben. 1926 mit der Umwandlung des landwirtschaftlichen Brennrechts in ein Gewerbliches war das Gut nicht mehr erforderlich.


In die Tabakfabrik zog neues Leben ein, als Eduard 1938 den Entschluß zur Einrichtung einer Süßmosterei und - gleich nach dem zweiten Weltkrieg - zum Kauf einer Mineralwasserabfüllung faßte. Ihm war klar, daß im Alkoholsektor anfangs wenig laufen würde und entschied sich deshalb, die alkoholfreie Sparte zu forcieren. Denn es gab noch den 1905/06 gebohrten Mineralbrunnen von 240 m Tiefe und der konnte endlich - völlig unversehrt - lohnend genutzt werden.
Das Unternehmen stand nun wieder auf zwei Säulen: Alkohol- und Spirituosenherstellung sowie Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeproduktion. Eduard Kisker starb 1952, kurz nachdem das 220jährige Firmenjubiläum gefeiert werden konnte – dies als Ersatz für das 1932 aufgrund der damaligen Umstände ausgefallene 200. Jubiläum. Der Haller Stadtrat nahm dies zum Anlaß, die Straße am Betrieb in Kiskerstraße umzubenennen.

5. Generation (1850 - 1926)

Kommerzienrat Eduard Kisker


Er trat als jüngster Sohn 1878 in die Firma ein, entwickelte die industrielle Fabrikation weiter und heiratet 1878 Ida Cramer aus Bielefeld. Um vom Zukauf von Alkohol weniger abhängig zu sein, baute er 1884 die erste und 1904 die zweite Brennerei. 1884 wurde ein zweiter Dampfkessel gekauft - in dieses Jahr fiel auch die Eintragung der Marke "Haller Baum". Als Betriebsstätten sind 1898 die Tabakfabrik, das Ladengeschäft, die Brennerei und die Destillation aktenkundig. Für den Versand standen 1906 in der Abteilung "Fuhrwesen" sechs Pferde zur Verfügung. Schwerpunkte des Spirituosenverkaufs waren das Rhein-Main-Gebiet, das Ruhrgebiet und natürlich Minden-Ravensberg - also die hiesige Region.


Eduard Kisker spendete Geld für eine Kleinkinderschule, für die Armenführsorge, gab 12.000 Mark für den Bau der Straße von Eggeberg nach Theenhausen und veranlasste, dass Bürger, die im Winter nichts zum Verfeuern hatten, aus dem eigenen Handel kostenlos Kohlen bekamen. Die größte Leistung stellte zweifelsohne die gemeinsam mit Carl Heinrich Brune aus eigenen Mitteln 1896 gegründete Höhere Privatschule dar, die 1925 als Mittelschule, später Realschule, in die Zuständigkeit der Stadt kam. Hier brachte sich auch seine Frau Ida Kisker intensiv ein. Von 1907 bis 1919 war Eduard Kisker Haller Stadtvorsteher (Bürgermeister), zu seinen Auszeichnungen zählte neben dem Titel Kommerzienrat der 1898 verliehene Königliche Kronen Orden.

4. Generation (1804 - 1882)

Kommerzienrat Wilhelm Eduard Kisker 

Wilhelms ältester Sohn führte die Firma nach dem Tod des Vaters ganz in dessen Sinne fort. 1834 heiratete er Wilhelmine Steller (6.10.1814 - 6.8.1876) aus Enger. Er genoß von 1817 bis 1820 als erster Kisker eine Schnepfenthaler Ausbildung. Gut in Englisch und Französisch unternahm er bereits als 17jähriger zu Fuß eine Studienreise durch Belgien und Nordfrankreich. Das Geschäft mit Schinken florierte bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Bestellungen aus Carlsbad, Salzburg, Zürich oder von Graf Erdödy aus Ungarn unterstrichen seine Beliebtheit. 


Als die industrielle Fleischverarbeitung sich immer mehr durchsetzte war das Ende des bäuerlichen Schinkenhandels abzusehen. Aber es gab ja bereits eine kleine Tabakmanufaktur und die baute Eduard Kisker konsequent aus. Dank der Aneignung von umfassender Sachkenntnis wurde er schnell erfolgreich und konnte in einer geschäftlich schwierigen Phase 1850 die sogenannte Tabakfabrik errichten. Rauchtabake waren wegen ihrer guten Qualität unter der Dachmarke „Wilhelm Kisker“ in vielen Ländern bekannt und gefragt. Zehn Jahre später kam es zur Mechanisierung der Verarbeitung mit der Anschaffung der ersten in Halle betriebenen Dampfmaschine. Während eines Aufenthaltes in Bad Soden starb der Kommerzienrat 78jährig. Das Bielefelder Tageblatt widmete ihm am 19.6.1882 einen Nachruf, in welchem an sein bürgernahes Engagement als Kreis- und Stadtverordneter ebenso erinnert wurde, wie an die hohe Wertschätzung, die Eduard Kisker wegen seiner Fürsorglichkeit besaß

3. Generation (1781 - 1856)

Christoph Wilhelm Kisker 

Der dritte Firmeninhaber Wilhelm vermählte sich mit 22 Jahren mit der Kaufmannstochter Wilhelmina Dorothea Schwarze aus Enger. 30 Jahre lag duldet Wilhelm keinen Luxus und ist bis auf bei der Ausbildung seiner Kinder, sehr sparsam. Die napoleonische Besetzung kam mit Licht und Schatten. Von 1810 bis 1813 verlief die Grenze zwischen dem Kaiserreich Frankreich und dem Königreich Westfalen mitten durch Halle, was kluge Kaufleute wie Wilhelm Kisker wirtschaftlich zu nutzen wußten. Dabei wanderte der Fokus auf die eigene Warenherstellung. Er modernisierte die Branntweindestillation und begann von den Bauern in der Umgebung Schinken "grün" oder geräuchert aufzukaufen, ließ diese reifen und exportierte sie als westfälische Spezialitäten europaweit und sogar bis in die neue Welt. 


Zwar behielt Wilhelm Kisker bis zu seinem Tod das Sagen, er bezog den ältesten und nachfolgenden Sohn Eduard in die späteren Entscheidungen aber stets ein. Mit 76 Jahren stirbt der Commerzienrat und hinterlässt, dank Sparsamkeit und Fleiß ein beträchtliches Vermögen. Neben seinem Sohn Eduard hatte Wilhelm Kisker vier weitere Söhne und fünf Töchter. Otto Alexander (1819 - 1907) ging auf Empfehlung des Vaters nach Lippstadt und leitete 58 Jahre das von ihm nach guter Ausbildung begonnene Spirituosenunternehmen Alexander Kisker. Seit 1870 als königlicher Commerzienrat – wie sein ältester Bruder.

2. Generation (1735 - 1786)

Senator Christoph Heinrich Kisker 

Der älteste Sohn von Johann Anton musste früh in seine Fußstapfen treten, als dieser im Alter von 47 Jahren starb. Der damals 16 Jahre alte Christoph Heinrich Kisker, wurde dabei etwa 7 Jahre bis zu ihrem Tod, von seiner Mutter unterstützt. Im Jahr 1764 heiratet er Margaretha Clara Delius aus Versmold, die Tochter des wohlhabenden Kaufmanns und Senators Konrad Delius. Das Ehepaar hatte neun Kinder, von denen fünf das 20. Lebensjahr erreichten.


Nach dem Ende des siebenjährigen Krieges 1763 herrschte eine allgemeine Notlage. Die wirtschaftliche Entwicklung stagnierte. Das 1767 verschärfte Steuersystem sorgte für zusätzlichen Verdruß. Nachdem Christoph Henrich am 5. April 1786 - im gleichen Jahr wie Friedrich der Große - gestorben war, führte seine tüchtige Ehefrau die Firma bis zu ihrem Tode mit Sachkunde und Umsicht fast 18 Jahre lang allein weiter. Sie erwies sich erneut als Glücksfall. In Halle wurde die weithin bekannte und geachtete Margaretha Clara bewundernd und respektsvoll nur „Madame Kisker“ genannt.

1. Generation (1705 - 1752)

Senator Johann Anton Kisker

Johann Anton Kisker kam aus Spenge nach Halle, wo seine Schwester bereits durch ihre Hochzeit im Jahr 1717 mit Johann Lucas Brune wohnte. Bei der Taufe ihres Kindes im Jahr 1730 lernte er Anna Maria Brune kennen, deren Vater Bürgermeister von Halle war und heiratete diese am 30. September 1732. Noch im gleichen Jahr übernahm der bereits im Leinengeschäft tätige Johann Anton das Leinengeschäft (später "Kiskerhaus") seines Schwiegervaters und zog nach Halle.

 

Aus dem Geschäft wurde ein Handelshaus, zu dessen Sortiment neben westfälischen Leinen, bereits Branntwein und Tabak zählten. Das Ehepaar hatte 8 Kinder, von denen aber nur 3 das 20. Lebensjahr erreichten. Sohn Christoph Henrich führte das Geschäft in Halle fort, über den Werdegang seiner Schwestern Anna Sophia und Margarete Eva ist nichts bekannt.